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Leere Köpfe, volle Töpfe!

Unser Berufsstand ist ständig herausgefordert. Ärztevertreter, die uns die Kompetenz absprechen, OnlineVertriebe, neue Gesetze oder einfach Entwicklungen in der Forschung stellen uns täglich vor die Herausforderung, unsere Kompetenz als Apothekerinnen und Apotheker zu verteidigen. Darum haben wir vom VAAÖ seit Jahren für die Umsetzung einer hochqualitativen verpflichtenden Fortbildung für alle gekämpft. Und das zu fairen Konditionen.

In einer Nacht- und Nebelaktion der Selbstständigenvertreter hat sich nun das Forum Pharmazie über den Tisch ziehen lassen und wir stehen vor einem Scherbenhaufen: Anstatt einer Stärkung unseres Berufsstandes wurde eine Richtlinie beschlossen, die nahezu peinliche Qualitätsstandards aufweist und außerdem unfair ist, weil sie die Fortbildung in unsere Freizeit abschiebt.

  • Nicht einmal ein Drittel der Fortbildung muss fachlich-pharmazeutisch sein!
    Und dabei werden betriebswirtschaftliche Inhalte pharmazeutischen Inhalten gleichgestellt. Mit einem Buchhalterkurs werden wir aber niemanden überzeugen, die besten Fachleute im Gebiet der Pharmazie zu sein! Diese Kasperl-Richtlinie ist in Wahrheit keine echte Fortbildung für Apothekerinnen und Apotheker.
  • Der Apothekerverband hat auf allen Ebenen seine Interessen durchgesetzt: Die Ausbildung wandert in die Freizeit. Die Anrechnung der für Fort- und Weiterbildungen aufgewendeten Zeit auf die Arbeitszeit, zumindest im Umfang der verpflichtenden Fortbildungen, wurde abgelehnt.
  • Die aktuelle Regelung im Kollektivvertrag ermöglicht angestellten Apothekerinnen und Apothekern eine Dienstfreistellung für Fortbildungen. Allerdings entspricht das nicht der Realität, weil die meisten Fortbildungen nicht während der Arbeitszeit stattfinden. Online-Angebote, wie beispielsweise die beliebten Webinare am Abend oder die derzeit sehr gefragte Fortbildung zur Mischung von Antibiotika in Zeiten von Lieferengpässen, würden einfach nicht anerkannt! Zeitausgleich oder Dienstfreistellung wäre aus unserer Sicht eine einfache und gerechte Lösung gewesen.
  • Durch den Kniefall des Forums ist eine KV-Lösung in weite Ferne gerückt!

Wie man als Angestelltenvertretung, die das Forum Pharmazie behauptet zu sein, so etwas unterstützen kann, ist uns ein wirklich großes Rätsel. Ist das „nur“ Naivität oder steckt da ein Hinterzimmerdeal dahinter? Was bekommt man für die Aufgabe der Interessen der angestellten Apothekerinnen und Apotheker? Wir werden dem auf den Grund gehen, weil billige Politikspielchen nicht in eine Standesvertretung gehören.

Jedenfalls ist klar: dank dieser Richtlinie lernt man nichts, die Köpfe bleiben leer. Aber die Selbstständigenvertreter haben dafür gesorgt, nichts zahlen zu müssen und die verpflichtende Fortbildung als reine Privatangelegenheit abgetan. Danke für nichts, kann man da dem Forum Pharmazie nur zurufen!

Wir werden die Umsetzung genauestens beobachten, vehement auf Verbesserungen drängen und natürlich mit unserer Rechtsberatung in gewohnter Manier für Sie zur Verfügung stehen. Wir lieben unseren Beruf und wollen ihn auch in Zukunft mit Freude und Leidenschaft verfolgen! Auf uns als einzige echte Angestellten-Vertretung der ApothekerInnen können Sie sich jedenfalls verlassen.

Das Präsidium des VAAÖ

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